Der hl. Apostel Jakobus

Nachdem wir über den hl. Andreas nachgedacht haben, wenden wir uns der Gestalt des Apostels Jakobus zu. Im Gegensatz zu Andreas hat dieser Jünger Jesu einen rein jüdischen Namen, der auf den Patriarchen Jakob zurückgeht. Die Bibelstellen, bei denen sein Name erwähnt und sein Charakter darstellt wird, verraten uns einiges über Jakobus. Sein Vater, sein jüngerer Bruder Johannes und er waren Fischer. Dieser Familienberuf erlaubte ihnen auch Tagelöhner zur Aushilfe zu beschäftigen (Mk 1,20); vermutlich hieß ihre Mutter Maria, dieselbe Maria, die in Mk 16,1 zusammen mit anderen Frauen wohlriechende Öle kauft, um Jesus im Grab zu salben. Das deutet auf einen gewissen Wohlstand der Familie hin, sowie auf eine nähere Verbundenheit dieser Familie mit Jesus. Die Mutter der beiden Söhne traut sich auch Jesus zu bitten, er möge ihren Söhnen die besten Plätze in seinem Reich geben (Mt 20,20-28). In unserem Impuls, liebe Schwestern und Brüder, wollen wir drei Stellen in den Evangelien betrachten, an denen die Rolle des Jakobus besonders hervorgehoben wird. Dieser Jakobus, Petrus und Johannes gehörten zu den bevorzugten Jüngern Christi. Er ist anwesend bei der Heilung der Schwiegermutter des Petrus (Mk 1,29-31), bei der Auferstehung der Tochter des Jairus (Mk 5,37), bei der Verklärung (Mk 9,2-10) und schließlich beim Gebet Jesu kurz vor seinem Leiden in Getsemani (Mk  14,32-42).

Führen wir uns die zwei Berge vor Augen, auf welchen Jakobus die Höhe und Tiefe Jesu miterleben durfte. Einerseits auf dem Berg der Verklärung – die Herrlichkeit des Sohnes Gottes mit den himmlischen Gestalten von Mose und Elija, und die Stimme des Vaters. Ein Berg, auf dem die drei Apostel gerne bleiben wollten, weil es gut war, im Licht der Verklärung zu verweilen. Andererseits auf dem Berg der Agonie Jesu; mit den eigenen Augen das Leiden und die Erniedrigung desselben Sohnes Gottes zu sehen war für ihn eine Erfahrung, die nichts mehr mit seiner Vorstellung über den triumphierenden Messias zu tun hatte. Er muss seine Ambitionen aufgeben, im Reich Jesu, zusammen mit seinem Bruder, rechts und links von ihm Platz zu nehmen, was für ihn sicherlich eine Enttäuschung war. Aber genau diese Erfahrung auf dem Ölberg hat ihm geholfen seinen Glauben reifen zu lassen, so dass er schließlich den Sinn des wirklich treuen Dienens verstanden hat und sich in dieser Haltung von Herodes Agrippa I. um das Jahr 43 enthaupten ließ (Apg 12,1f.).

Welche Bedeutung hat Jakobus für uns in unserem Leben?

Erstens: Seine Gestalt zeigt uns, dass wir durch unsere Berufung zu Aposteln nicht nur schöne Ereignisse erleben werden wie Jakobus auf dem Berg Tabor, sondern auch geistliches Ringen, wie das von Jesus auf dem Ölberg. Manchmal erleben wir mehrere Ölberg-Situationen in Folge und ganz selten Tabor-Berg-Situationen. Eines sollte uns aber immer bewusst sein, dass wir nie alleine diese Berge besteigen, sondern stets jemanden haben, der vorangeht und uns den Weg zeigt. Jakobus und andere haben in Getsemani geschlafen; sie, die engsten Vertrauten und Freunde Jesu, die so viele seiner Wunder und auch seine Verklärung gesehen haben, konnten Ihm, ihrem Meister, nicht beistehen; sie wollten schlafen, schlafen in dem Moment, wo Jesus sie am nötigsten bei sich gebraucht hätte – ihr Fleisch war schwach, obwohl der Geist willig war.

Für den Evangelisten Markus sind die Zwölf, also Jakobus ist miteingeschlossen, diejenigen, die zwar Jesus nachfolgen, aber immer wieder scheitern. Und dieses Scheitern der Zwölf soll dem Leser als Ansporn dienen, anderes zu handeln, also nicht zu schlafen, sondern mit Jesus im Gebet auszuharren.

Zweitens: Jakobus und Johannes (Mk 10,35-45) wollten von Jesus ihre Ehrenplätze im seinen Reich schon im Voraus zugesagt bekommen. Die beiden Brüder waren sich der Herausforderung sehr bewusst, als Jesus sie fragte, ob sie den gleichen Kelch trinken und die gleiche Taufe empfangen könnten. Sie antworten mit Ja. Durch das Trinken des Kelches und den Empfang der Taufe, was auf den Tod hindeutet, entsteht eine enge Gemeinschaft mit Jesus, aber keineswegs mit den restlichen Zehn, die durch so ein listiges Verhalten verärgert sind. Die Konsequenz für uns ist: Es gibt keine Gemeinschaft mit Gott, wenn es keine Gemeinschaft unter uns gibt. Jesus sagt auch heute zu uns: Bei euch soll es nicht so, wie bei weltlichen Herrschern und Mächtigen sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein. Das Gebot Christi zu leben erweist sich darin, dass wir uns gegenseitig helfen und beistehen.

Drittens: Jakobus und Johannes zeigen ihre Empörung über das Verhalten der Samariter, Jesus nicht aufnehmen zu wollen (Lk 9,51-56). Die beiden wären bereit gewesen, die Samariter, die für die Juden als Feinde galten, sofort mit Feuer zu vernichten. Die fehlende Gastfreundschaft zu den Juden, besonders gegenüber denjenigen, die unterwegs nach Jerusalem waren, hat ihren geschichtlichen Hintergrund. Jesus versteht das und tadelt Jakobus und Johannes und weist sie zurecht wegen ihres cholerischen Charakters. Die Botschaft für uns ist: Nicht gleich zu verurteilen und zu bestrafen, weil wir öfters keine Hintergrunde kennen und die Vergangenheit der jeweiligen Menschen uns meist verborgen ist. Jesus geht den Samaritern aus dem Weg und vermeidet auf die Weise weitere Konflikte mit ihnen und auch mit den Aposteln. Es ist natürlich nicht einfach unseren eigenen zum Ziel gerichteten Blick um des Friedens willen abzuwenden, aber das ist eigentlich im Sinne unseres Erlösers Jesus Christus. Amen.

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