Die hl. Apostel Thomas und Matthäus

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken!

Das sind zwei Sprüche Jesu, die unmittelbar in Verbindung mit den Aposteln stehen, über die wir ebenfalls nachdenken wollen.

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben! Dies sagt Jesus zu Thomas in der Erzählung in Joh 20,24-29. Wer war dieser Apostel? Wegen seines Zweifels an der Auferstehung Jesu nennt man ihn den „ungläubigen Thomas“. Obwohl sein Name in den synoptischen Apostellisten auftaucht, gibt es leider keine nähere Information über ihn. Sein aramäischer Name bedeutet „Zwilling. Im Johannesevangelium wird ihm deshalb der griechische Beiname „δίδυμος“ (Joh 11,16; 20,24; 21,2) gegeben. Dank dem JohEv lassen sich einige Züge des Apostels Thomas nachzeichnen. Während des irdischen Wirkens Jesu zeigt er sich als ein entschlossener Jünger, der auch bereit ist zusammen mit Jesus zu sterben (Joh 11,16). Er zeigt also seine Treue zu Christus und die Bereitschaft mit ihm in den Tod zu gehen. Aber diese Treue und Bereitschaft beschränken sich für ihn wohl eher auf das irdische Dasein Jesu. Denn als Jesus beim Letzten Mahl über sein Fortgehen zum Vater spricht, versteht Thomas nicht, was für ein Weg gemeint ist (Joh 14,5). Als Antwort erhält er – und mit ihm alle Jünger und auch wir heute – das berühmte Wort Jesu: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Dieser Mut des Thomas Jesus eine Frage zu stellen, ermutigt auch uns alle, liebe Schwestern und Brüder, in kritischen Situationen vor Gott hinzutreten und in der Stille des Gebets bei ihm nachzufragen. Ich verstehe Dich nicht, Herr. Wo ist mein Weg, den ich gehen soll? Was ist das Ziel und der Zweck meines Aufenthalts hier? Was hast Du mit mir vor? Antworten auf diese Fragen erhalten wir nie vor dem Bildschirm des Computers, sondern in Gottes Gegenwart, hier in der Kirche. Öfters erwarten wir, wie Thomas, die Erscheinung und Worte Jesu: „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Joh 20,27). Dann hätten wir, wie Thomas, auch antworten können: „Mein Herr und mein Gott!“. Aber wie tadelt Jesus ihn und wie ermahnt er uns und alle Generationen von Christen: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Die Intention des Evangelisten ist eben auch zu zeigen, dass die nachösterlichen Nachfolger Christi in einem gewissen Vorteil sind, sie sind „Selige“ (μαϰάριοι), wenn sie glauben. Zählen wir uns zu dieser Gruppe der Seligen? Das Lebensbeispiel des Apostels Thomas ermutigt uns immer wieder zumindest das Verlangen zu haben in unserem Glauben selig zu werden. Deshalb steht sein Name nicht umsonst in Joh 21, 2 an zweiter Stelle nach Petrus, was ein Hinweis für seine Bedeutung in den ersten christlichen Gemeinden ist. Darum sollen sich unsere Mitbrüder aus Indien freuen, dass ihre Missionierung, der Tradition nach, auf den heiligen Apostel Thomas zurückgeht.

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken!

Dieses Wort Jesu ist unmittelbar mit der Berufung bzw. dem Festmahl im Haus des Zöllners Matthäus (Bedeutung: Geschenk Jahwes) verbunden. Matthäus ist der Apostel, der dem Ruf Jesu „Folge mir nach“ nachgekommen ist: Auch über ihn wollen wir kurz nachdenken. Er ist einer der Zwölf und von Beruf Zöllner (Mt 10,3). Bei allen drei Synoptikern ist die Erzählung von seiner Berufung zu finden, allerdings wird er bei Markus und Lukas Levi genannt. Ein Jünger aus dem Kreis der Zolleinnehmer. Aus einer Gruppe, die im jüdischen Volk unbeliebt und zum Teil sogar verhasst war. Weil die Zöllner mit den Römern zusammengearbeitet haben, indem sie für diese die Steuern eintrieben, war diese Berufsgruppe im jüdischen Volk verachtet. Zöllner galten als Verräter am eigenen Volk. Einen bestimmten Anteil der Steuern mussten sie an Römer abgeben, den Rest durften sie für sich behalten. Sie galten als geldgierig und wegen ihres Umgangs mit Heiden als unrein; ihr Reichtum war auf Kosten des Volkes aufgebaut. Und so einen Zöllner, nämlich Matthäus, ruft Jesus in seine Nachfolge! Er liegt sogar zu Tische mit ihm und vielen seiner Berufsgenossen! Er verurteilt diese nicht, sondern ermahnt sie zur Umkehr. Von der Berufung des Matthäus will ich nur einen Aspekt aufgreifen. Dem Apostel war bewusst, dass die Nachfolge Jesu folgende Konsequenzen hat: Das Verlassen seines bis jetzt geführten Lebens, das Beenden seiner Tätigkeit als Zöllner, ein Verzicht auf Bequemlichkeit und auf Reichtum. Dies alles war ihm zuwider; er wollte sein Leben grundlegend ändern, nicht mehr Zöllner sein, sondern Jünger Christi. Wir alle würden sagen, dass uns das alles nichts angeht, weil wir weder Zöllner noch reich auf Kosten anderer sind. Aber!!!!!!! Haben wir wirklich das alte Leben zurückgelassen? Matthäus musste seinen Beruf aufgeben, weil er die Gemeinschaft mit Jesus allem anderen vorzog. So sollten auch wir unser bisheriges Verhalten, Benehmen, kurz unseren Habitus, überprüfen und vielleicht an manchen Stellen grundlegend ändern, wenn wir die enge Gemeinschaft mit Jesus haben wollen. Das bedeutet z. B.: Unsere Zunge kontrollieren; darauf achten, was und wie wir uns äußern; Aufgeben von schlechten Gewohnheiten, die vielleicht nicht nur dem geistlichen Leben, sondern auch unserer Gesundheit schaden können. Jeder von uns möge sein Tun selber prüfen (vgl. Gal 6,4). Damit es uns später als Priester nicht vorgeworfen wird mit den Worten „Arzt, heile dich selbst!“ (Lk 4,23), sollen wir jetzt die Zeit nutzen, um, wenn Gott so will, zu den „Kranken“ zu gehen und Ärzte für sie zu sein. Aber wenn ein Arzt kein „Immunität“ hat, wenn sein Immunsystem schwach ist, dann kann er sich sehr schnell bei den Kranken anstecken. Haben wir wirklich ein starkes „geistliches“ Immunsystem? Amen.

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