Freundschaft mit Gott: Lebensbeispiel des hl. Johannes vom Kreuz

Wir möchten uns Zeit nehmen, um folgende Fragen zu beantworten. Gab es oder gibt es in unserem Leben Situationen, Erfahrungen, Erlebnisse, Krisen, die entscheidend waren. Entscheidend im Hinblick auf mein geistliches Leben, prägend im Hinblick für meine Zukunft. Sehr oft ist es so, dass wir keine Zeit finden, um den eigenen Lebensweg, die eigene Biographie und die eigene Berufung zu erforschen. Es ist aber sehr ratsam zu tun. Derartige Erforschung hilft uns Gottes Spuren zu entdecken sowie den Gottes Willen zu erkennen. Wenn wir fähig werden in allen Dingen und Gegebenheiten Gott zu sehen, dann wird unser Leben als ein von Gott erfülltes Leben sein.

Dieses Erfüllt-Sein möchte ich Ihnen am Lebensbeispiel des hl. Johannes vom Kreuz (1542-1591) aufzeigen, insbesondere anhand seiner Erfahrung. Es handelt sich um den Begriff: „dunkle Nacht“. Sie ist eine Nacht der Prüfung, der Gottverlassenheit; eine Nacht des Tiefpunktes, des geistlichen Kampfes sowie auch eine Nacht der Wende.

„Wenn eine Seele es mit voller Entschlossenheit auf sich genommen hat, Gott zu dienen, dann pflegt der Herr sie im Geiste aufzuziehen und zu liebkosen. Hierin gleicht er einer liebevollen Mutter: sie wärmt den zarten Säugling an ihren Brüsten, sie stillt ihn mit köstlicher Milch und sättigt ihn mit milder Speise und trägt und kost ihn in ihren Armen; doch in dem Maße, wie er wächst, vermindert die Mutter ihre Zärtlichkeiten, sie verbirgt ihre innige Liebe, gibt ihm den bitteren Saft der Aloe, sie lässt ihn von ihren Armen hinabgleiten und auf eigenen Füßen sich bewegen, damit er die Eigenheiten des Kindes verliert und sich mit Größerem und Wichtigerem beschäftigt. Nicht anders handelt die Gnade Gottes, die liebreiche Mutter, sobald die Seele von ihr wiedergeboren wurde in neuer Glut und neuer Hingabe an Gott: dank solcher Gnade schwelgt sie ohne eigene Mühsal in geistlicher Milch bei allem, was Gott angeht, und findet sie großes Wohlgefallen an den geistlichen Übungen“ (https://custos-sancto.blogspot.com/2014/08/die-dunkle-nacht-der-seele-hljohannes.html)

Wie reagiere ich, wenn ich keine Gottes Nähe spüre? Mit Zorn und Wut oder mit Gelassenheit und Zuversicht?

Johannes vom Kreuz betonte immer wieder: Wer geistlich leben will, muss auch bereit sein, sich zu ändern und verändern zu lassen, trotz aller Widerstände. Das setze auch die Bereitschaft zur Opfer, zum Leiden voraus, die nur aus der Liebe heraus möglich ist. Lerne zu lieben, wie Gott geliebt sein möchte, und lass deine Eigenheit, so war sein Rat für andere. Bemühe ich mich danach zu leben? Worauf baue ich? Auf was oder worauf wäre ich bereit zu verzichten?

Christusfreundschaft war für den hl. Johannes vom Kreuz ein Mittelpunkt seines geistlichen Lebens. Sie war das Fundament. Denn aus seinen Worten kann man entnehmen, dass die Nahrung für die Seele ist das Gebet sei und das geistliche Leben kein Spaziergang durch einen Park sei. Wenn aber der Weg für manche eben und leicht zu scheinen mag, wird der Wanderer trotzdem nur langsam und mit Mühen vorankommen.

„Freue dich nicht im zeitlichen Wohlergehen, denn du weißt nicht gewiss, ob es dich sicher zum ewigen Leben führt. Wie traust du dich, so ohne Furcht dich zu freuen, da du doch vor Gott erscheinen und über jeden Gedanken Rechenschaft geben musst? – Die Tüchtigkeit der Liebe besteht nicht darin, dass der Mensch große Dinge weiß, sondern in der Entsagung und Geduld bei allen Mühseligkeiten, aus Liebe zu Gott. Daran wird der in Wahrheit Gott Liebende erkannt, dass er sich mit nichts zufriedengibt, dass weniger wäre als Gott. – Ein Haar, das sorgfältig gekämmt wird, bleibt wohl geglättet und kann ohne Schwierigkeit gekämmt werden, sooft man will; ebenso eine Seele, die ihre Gedanken, Worte und Werke sorgfältig prüft und alles aus Liebe zu Gott tut. An Gaben Gottes wird in einer Stunde mehr gewonnen als an den unsrigen während unseres ganzen Lebens. Eine Seele, die Gott ganz haben will, muss sich ihm hingeben. Es ist eine große Beleidigung der göttlichen Majestät, mit Gott allein sich nicht zu begnügen, sondern das Gelüsten und die Neigung des Herzens auch anderen Dingen zuzuwenden. Es gibt viele, die in Gott ihren Trost und ihre Freude suchen und von der göttlichen Majestät Gnaden und Gaben empfangen wollen; aber es gibt nur wenige, die mit Verachtung ihres eigenen Vorteils ihm wohl gefallen und mit eigenem Verlust ihm etwas geben wollen“ (A. Heilmann, Meditationen großer Gottesfreunde, Perlen christlicher Mystik, Freiburg 1963, 46f.). Amen.

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